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“Professional Storm Weather Protector”

Mit der P1G-TAC PSWP Suit landet dieses Mal ein eher ungewöhnliches Stück Kleidung auf meinem Tisch. Ungewöhnlich daher, da man in unseren Breitengraden weder den Namen der Firma, noch das Tarnmuster, noch das Konzept des Anzugs kennt.

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Viele werden jetzt aufschreien: “Ach, das ist doch nur so ein Clone!”. Fast. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Abklatsch von Köhler und Co. lässt bei genauerem Betrachten darauf schließen, dass sich die Jungs von P1G-TAC sehr wohl einige Gedanken gemacht haben und das Konzept “Smock” etwas weiterentwickelt haben.

Die PSWP Suit ist eine Mischung aus Kampfanzug und Wetterschutzanzug. Man hat vermutlich ein bisschen beim russischen Gorka abgeschaut und das Konzept mit modernen Materialien kombiniert. Die Idee dahinter der Suit war wohl einen wiederstandsfähigen Kampfanzug gepaart mit wasser- und windabweisenden bzw. wasserfesten und doch atmungsaktiven Eigenschaften zu schaffen, der als eigenständiger Anzug getragen werden kann.

Soweit ich das aus den Artikelbeschreibungen bzw. deren Übersetzungen herauslesen konnte, ist der Anzug für die Übergangszeiten gedacht, in denen unstabile Wettersituationen zur Tagesordnung gehören. Der PSWP Suit ist aber keinem Regenschutz- bzw. Nässeschutzanzug gelichzusetzen, das schon mal vorweg.

Fangen wir vielleicht zuerst mit einer kurzen Beschreibung der Firma P1G-TAC an:

Englische Beschreibungen sucht man auf der Homepage des Herstellers leider vergebens, da muss wohl oder übel der gute, alte Google Übersetzer helfen:

“The new Ukrainian brand P1G-TAC® field gear is for members of special units and the military, as well as the range of Outdoor Clothing for sportsmen, fishermen and hunters. The motto of the brand – “And one soldier in the field …”, says that everyone who uses products from P1G-TAC® can challenge even the most difficult environmental conditions and to emerge victorious.” 1


Das Tarnmuster

Kommen wir gleich zum Tarnmuster, viele werden sich schon fragen, was das für ein Muster ist. Wir haben das Muster zum ersten mal in einem Bericht über eine ukrainische Einheit2 gesehen und haben uns gleich auf die Suche nach dem Hersteller gemacht. Nach einem kurzen Facebook-Aufruf wurden wir dann fündig:

Jaba Camo, ein Tarnmuster, das von der Firma P1G-TAC im Jahre 2012 entwickelt wurde. Der Name “Jaba” bedeutet übersetzt “Frosch” (engl. “Toad”). Die Herbst Variante des Tarnmusters, in der unsere PSWP Suit vorliegt, nennt sich “Jaba Prairie”.

Ein Youtube Video zur Jaba Camo:

Vergleichstest mit merheren Tarnmustern findet ihr hier.


Allgemeines

Geliefert wird die PSWP Suit in einem Netzbeutel, wie man ihn gern von russischen SPOSN Suits kennt. Der Beutel ist unspäktakulär, nicht wirklich zum Verstauen der Suit zu gebrauchen – jedoch nett um andere Sachen aufzubewahren oder komprimiert zu lagern.

Der Stoff der PSWP Suit besteht aus 65% Baumwolle und 35% Polyester, der mit einer wasserabweisenden Behandlung versehen wurde. Laut Etikett soll der Stoff “IR Nonreflective” sein, leider können wir das mangels Nachtsichtgerät oder UV Filter nicht testen.

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Der schwarze Innenstoff ist ein “wasserfester und atmungsaktiver” Liner von Reissa, einer koreanischen Firma. Diese Liner bzw. Membrane finden bei einer Hand voll Ebay-Motorradjacken und -Hosen Einsatz. Vom Unternehmen hat man aber hierzulande jedoch noch nie gehört und ich muss zugeben, ich war anfangs auch sehr skeptisch. “Wenn Google schon nichts informatives bei der Suche nach der Membran ausspuckt, wie kann das was taugen?” war mein erster Gedanke.

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Vom Anschauen und im Internet suchen wird man nicht schlauer – deshalb ging es erst mal schnurstracks unter die Dusche, um zu sehen, wie die Reissa Membran mit dieser Extremsituation fertig wird.

Das Ergebnis: überraschend gut. Nach zehn Minuten starkem “Dauerregen” unter dem Duschkopf fühlt man sich zwar wie ein nasser Perserteppich, denn der dicke NyCo Stoff saugt ordentlich Wasser. Jedoch hat es die Membran tatsächlich geschafft, mein Shirt und meine Hose trocken zu halten.

Natürlich bin ich an gewissen Stellen nass geworden. Die Reißverschlüsse waren nicht wasserdicht und somit gab es primär im Schritt und unter den Achseln (großer Reißverschluss zur Belüftung) nasse Stellen.

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Der Duschtest hat aber sogleich erste Schwachstellen im Design gezeigt. Die Reissa Membran lässt zwar kein Wasser hinein, durch den dicken NyCo Stoff will es aber auch nicht mehr so schnell retour und staut sich zwischen Stoff und Liner auf. Das Ergebnis ist eine Trinkblase im Hosenbein.


Die Jacke

Die Jacke / der Smock hat insgesamt 8 Taschen an der Front. Vier große, aufgesetzte Taschen mit Canadian Slotted Buttons, deren Klappen sich überlappend schließen, das heißt es kann wirklich nichts ausfallen. An der Innenseite der vier Taschen befindet sich ebenfalls die Reissa Membran. Zu den vier großen Taschen gibt es noch vier kleinere, jeweils mit Reißverschluss. Zwei davon auf der Brust, links und rechts vom Reißverschluss zwischen den beiden Aufsatztaschen, zwei weitere Reitverschlusstaschen unter den unteren Aufsatztaschen, jeweils rechts und links (siehe Fotos).

Weitere Details der Jacke sind 2 Patchstreifen für Nametags, 2 mittlere Patchflächen für Patches und Co an den Oberarmen, die von Werk aus mit abnehmbaren Klett-Abdeckungen versehen sind. Darunter befinden sich übrigen auch kleine Taschen mit Reißverschlüssen. Alle Reißverschlüsse sind übrigens von der Firma YKK.

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Der 2-Wege Hauptreißverschluss ist sehr massiv ausgeführt und dürfte einiges aushalten, verdeckt wird er von einer Leiste, die für einen gewissen Wasser- und Windschutz sorgt. Auf der Leiste gibts die klassische Abzeichenschlaufe. An den Schultern befinden sich ebenfalls Schlaufen für Rangabzeichen und Co.

An den Unterarmen befinden sich Einschübe für Ellbogenschützer. Im Hüftbereich und am unteren Ende der Jacke gibt es einen Kordelzug, deren lose Enden recht lang sind und wenn man sie nicht gerade zusammen knotet oder in den Aufsatztaschen verstaut, in der Gegend herum hängen.

Dass die losen Enden des Kordelzuges so herum baumeln stört mich persönlich doch sehr, hätte man hier im Design sicher mit kaum Aufwand eine elegantere Lösung finden und die losen Kordelenden im Inneren der Jacke führen können.

Die Kapuze ist sehr groß dimensioniert, verfügt am Hinterkopf über ein Klettsystem, mit dem sich die Kapuze etwas anpassen lässt. Vermutlich wurde die Kapuze so ausgelegt, dass man einen Helm drunter tragen kann, denn für einen “normalen” Kopf wäre sie viel zu groß.

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Der Kragen des PSWP Smocks schließt sehr hoch und schafft ein etwas beengendes Gefühl und führte dazu, dass ich in nur in den seltensten Fällen komplett geschlossen habe.

Zudem verfügt die Kapuze über einen Metalldraht in der Krempe. Der Draht fällt leider etwas schwach aus und die Biegung der Krempe verstellt sich quasi von selbst.

Natürlich sollte man bedenken, dass dieser Anzug nicht als sportlicher Bergsteigeranzug konzipiert wurde sondern eher als Wetterschutz.

Im Vergleich zu anderen Herstellern ist die Rückseite der PSWP Jacke frei von sämtlichen Taschen.


Die Hose

Kommen wir zur Hose. Auf den ersten Blick sieht die Hose sehr bekannt aus – große Oberschenkeltaschen mit Zugriemen an der Innenseite der Oberschenkel kennt man von diversen deutschen Herstellern.

Die Oberschenkeltaschen verfügen zusätzlich noch über einen Gummizug, mit dem man die Taschenöffnung zusammenziehen kann, praktisch.

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Was mich jedoch bei fast allen diesen Hosen stört sind die herum hängenden Zugbänder. Hier fehlt auf alle Fälle eine Montagemöglichkeit bzw. eine ordentliche Führung.

Der Gesäßbereich ist verstärkt, im Knie/Scheinbeinbereich gibts Einschübe für Knieschoner. Die Innenseite der Hose ist ebenfalls wie die Jacke mit dem Reissa Liner ausgestattet.

An den Beinabschlüssen vermisse ich eine ordentliche Möglichkeit, um Schmutz, Wasser oder Schnee davon abzuhalten, mir in die Schuhe zu geraten. Das hätte bei einer Wetterschutzhose auf alle Fälle Sinn gemacht. Der integrierte Kordelzug ist zwar ein nettes Feature, jedoch muss man schon ordentlich fest zuschnüren, um ein Hochrutschen der Hose zu verhindern.

Die Gürtelschlaufen sind 6cm breit und vertragen so gut wie jeden taktischen Gürtel. Meine Sonderanfertigung von GSK Tactical passt jedenfalls hervorragend.

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Im Einsatz

Mit meinen 175cm und meinen doch eher kurzen Beinen ist es meistens nicht so einfach, Hosen mit passenden Beinlängen zu bekommen. Die Hose der PSWP Suit passt in der Größe M erstaunlich gut, sind die meisten Einsatzhosen doch eher weiter geschnitten. Der Smock ist etwas größer dimensioniert, lässt sich aber dank der integrierten Kordelzüge ordentlich zusammenziehen, sollte man drunter nicht allzu viel anhaben.

Durch den eher steifen und festen Stoff fühlt man sich im Anzug anfangs etwas “unbeweglich”, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit bekommt man vom dicken NyCo nicht mehr viel mit und der Anzug trägt sich durchaus bequem. Bei meinem Test habe ich mich meistens durch die fest eingeschneite Winterlandschaft des Tiroler Unterlandes bewegt.

Mit Kompressionsunterwäsche von Sub Sports (Version “Cold”), Fleeceshirt und dünner Softshellhose von Salomon als First und Second Layer bekleidet hält die PSWP Suit auch bei leichten Minusgraden warm und trocken. Fast etwas zu warm. Die Reissa Membran sollte eigentlich atmungsaktiv sein, jedoch scheint die Kombination mit dem dicken NyCo Stoff nicht allzu gut zu funktionieren und die Feuchtigkeit beginnt sich zwischen Membran und Stoffinnenseite zu stauen.

Halb so schlimm, für einen Setpreis von 130€ kann man bei der Atmungsaktivität getrost ein Auge zudrücken, wäre eine nette Idee gewesen, die vielleicht mit einem dünneren Außenlayer besser funktionieren würde.

Was ich unbedingt noch anmerken möchte ist, dass der Kampfanzug, wenn er einmal durchnässt ist, wirklich schwer wird. Der dicke Stoff saugt ordentlich Wasser auf und nach meinem Duschtest musste ich den Anzug erst mal 2 Tage lang trocken lassen. Das kann natürlich gerade bei einer mehrtägigen Milsim ärgerlich sein. wenn der Wetterschutzanzug am nächsten Tag noch vor dem ersten Regenschauer nass ist. Wie auch schon etwas weiter oben bereits erwähnt sollte man den P1G-Tac PSWP Suit keinesfalls als wasserfesten Regenanzug in Betracht ziehen.


Fazit

P1G-Tac liefert mit der PSWP Suit einen gut verarbeiteten und durchdachten Kampfanzug für fast alle Jahreszeiten. Das Konzept des Wetterschutzes mittels der eingearbeiteten Membrane funktioniert, hat aber seine Schwachstellen.

Die Atmungsaktivität ist kaum vorhanden und die Hitze staut sich schnell im Anzug an. In Übergangszeiten wie Herbst und Frühling ist das aber keinesfalls ein Nachteil.

Im Winter hält der Anzug mit entsprechendem First und Second Layer auch bei Minusgraden warm.

Für umgerechnet 130€ erhält man mit der P1G-Tac PSWP Suit einen Third Layer, bei dem das Preis-Leistungsverhältnis durchwegs stimmt. Wer völlig wasserfest ausgestattet sein will, der sollte sich Gore-Tex Anzüge bzw. Anzüge mit ähnlich wasserfesten Eigenschaften anschaffen.


Giveaway

P1G-Tac hat uns freundlicherweise auch einen Boonie in Jaba Prairie, 2 P1G-Tac Patches und einen Ukraine Patch mitgeschickt. Diese Goodies könnt ihr gewinnen.

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P1G-Tac in Netz

Erhältlich ist die P1G-Tac PSWP Suit bei Prof1 Group.


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